The IPv6 traffic development (in german)

Seit Juni 2012 vergibt Swisscom an Privatkunden sowohl IPv4 wie auch IPv6 Adressen. Mehrere zehntausend Haushalte surfen damit bereits über IPv6 im Internet. Die deutsche Telekom hat anlässlich des 5. Deutschen IPv6 Summits Ende November bekannt gegeben, dass Privatkunden seit September 2012 immer eine Dual-Stack-Anbindung erhalten – d.h. der Endnutzer kommuniziert mit IPv6-Webservern über das neue Protokoll. Wie wirkt sich dies auf den globalen und auf den schweizerischen Internet-Verkehr aus? Dieser Artikel zeigt Zahlen und stellt Prognosen.

Wenn grosse Provider wie Deutsche Telekom, France Telecom, Swisscom breitflächig dual-stack Anschlüsse (IPv4 und IPv6 im Parallelbetrieb) ausrollen, wirkt sich dies sehr schnell auf die globalen IPv6 Traffic Statistiken aus. Sobald dual-stack auf beiden Seiten verfügbar ist, wird IPv6 als bevorzugtes Internet-Protokoll verwendet. Latif Ladid, der Präsident des Internationalen IPv6 Forums, hat bereits eine erhöhte Zunahme festgestellt: „In any case v6 has hit 1% worldwide traffic from 0.5% in June, doubling in just 5 months which is quite formidable. We expect doubling every 4-5 months from now on. IPv4 needed 12 months to double its traffic in the 90s.” (Deutsche Übersetzung: "IPv6 hat weltweit die 1% Marke überschritten, das bedeutet eine Zunahme von 50% seit Juni 2012. Dies ist bemerkenswert. Wir erwarten in Zukunft weitere Verdoppelungen in 4 – 5 Monatsintervallen. IPv4 brauchte in den 90er Jahren 12 Monate, um den Traffic zu verdoppeln.")

IPv6 dringt in den Massenmarkt ein

Neu an der Entwicklung ist der Umstand, dass nicht nur Firmen und öffentliche Institutionen den Umstieg vorantreiben. Wie Bruno Jacobfeuerborn, Geschäftsführer Technik Telekom Deutschland GmbH, am 5. Deutschen IPv6 Summit bekannt gegeben hat, werden im Deutschen Massenmarkt seit September 2012 systematisch IPv6 Adressen verteilt.

Bereits seit Juni 2012 geschieht dies auch in der Schweiz: Swisscom betreibt heute mehrere 10’000 Heimanschlüsse mit IPv4 und IPv6 im Parallelbetrieb. Rund 12 Prozent des Datenverkehrs dieser Anschlüsse erfolgt über IPv6, was auf die vorhandene IPv6 Verfügbarkeit der wichtigsten 20 Internetseiten wie u.a. Google, Facebook und Youtube zurückzuführen ist. Der IPv6 Traffic wächst somit auf zwei Seiten: Einerseits werden immer mehr Webserver für das neue Protokoll aufgerüstet, andererseits erhalten Privatkunden mittlerweile von wachsenden Anzahl von Providern eine Parallellösung mit IPv4 und IPv6. Swisscom erwartet für das kommende Jahr eine wachsende Verbreitung des neuen Internetprotokolls und treibt die Einführung in der Schweiz weiter voran (unter anderem als Platin-Sponsor des Swiss IPv6 Councils).

Der Anstieg des IPv6 Traffics in der Statistik von Google

Google kann als Vorreiter in der Umstellung auf IPv6 angesehen werden. Natürlich nicht ganz ohne Selbstinteresse. Um das Wachstum des Internets aufrecht zu erhalten, müssen neue IP-Adressen vergeben werden können. Davon profitiert Google ganz direkt. Youtube läuft als Google Tochter ebenfalls bereits auf IPv6 und IPv4 und trägt durch die hohen Datenmengen die bei Videos anfallen beträchtlich zum Wachstum des IPv6 Traffics hinzu.

Schauen wir uns als erstes die weltweite Kurve an.

 

Quelle: http://www.google.com/ipv6/statistics.html

Der Anstieg ist erstaunlich steil. Der Traffic insgesamt bewegt sich immer noch auf tiefem Niveau. Rechnet man jedoch die 2012 Wachstumsrate hoch (Faktor 2.5), dann sind wir in fünf Jahren auf beinahe 97% IPv6 Traffic.

Vorreiter in der ländersegmentierten Entwicklung des IPv6 Traffics sind für einmal nicht die USA (1.96%), sondern Rumänien (8.08%), Bhutan (6.93%) und Frankreich (4.68). Mit einer in Frankreich entwickelten Technik genannt 6RD (IPv6 Rapid Deployment) hat es ein französischer Provider geschafft, diesen Spitzenrang im IPv6 Traffic einzunehmen. In Rumänien treiben zwei starke Provider die IPv6 Wachstumsraten, Bhutan hat sich selbst ein staatliches Programm zur Förderung des Internets auferlegt und setzt von Anfang an strategisch auf IPv6.

Quelle: http://www.google.com/ipv6/statistics.html#tab=per-country-ipv6-adoption

Die Schweiz liegt mit 1.21 % im Durchschnitt und verfügt über etwa doppelt so viel IPv6 Traffic wie Deutschland (0.64%). Mit der Einführung von IPv6 im Heimmarkt durch Swisscom und weiterer Provider wird sich dieser Anteil in den nächsten Jahren stark erhöhen.

Performance im Internet über IPv6 häufig besser

Ein Partner des Councils hat ein Tool entwickelt, mit dem man die Zugriffszeiten von IPv4 und IPv6 auf eine dual-stack Website von vier unterschiedlichen Zugangspunkten auf der ganzen Welt messen und vergleichen kann. Dabei können verschiedene Parameter verglichen werden, so z.B. Ping Antwortzeiten, Antwortzeiten über http und Traceroute (über wieviele Hops geht der Zugriff). Dabei stellen wir in erstaunlich vielen Fällen fest, dass bereits heute die Zugriffszeiten via IPv6 häufig schneller sind und der Zugriff in einigen Fällen über weniger Hops geht. Mehr zu diesem Tool, das im Januar 2013 veröffentlicht werden soll, in einem der nächsten Newsletter des Swiss IPv6 Councils.

Prognosen des Swiss IPv6 Councils

Man muss kein Prophet sein, um das Wachstum des Internets allgemein vorauszusagen. Cisco hat 2011 im Cisco Visual Networking Index ein jährliches Wachstum von 29% bis zum Jahr 2016 als Forecast ausgewiesen, was bis 2016 beinahe einer Vervierfachung des IP Traffics entspricht.

Quelle: Cisco

Treiber des Wachstums werden die Entwicklung der Schwellenländer und Afrika, Mobiles Internet, die Verbreitung des 4G Standards sowie der weitere Vormarsch von Internet TV und Video-Konsum über das Internet sein. Dieses Volumen wird mit IPv4 nicht mehr bewältigt werden können. Ein Umstieg auf IPv6 ist notwendig, um die nötigen Adressen zur Verfügung zu stellen und die Datenströme effizient zu transportieren. Die Vision eines Internets der Dinge und eine Erhöhung der Maschine-zu-Maschine-Kommunikation werden nur über IPv6 Netzwerke realisierbar sein. Zudem erhöhen die vielfach gerouteten und über mehrere NAT geführten IPv4 Netze die Anfälligkeit komplexer Webapplikationen – zum Beispiel im E-Banking-Bereich. Auf der anderen Seite gibt es ungelöste Probleme im Security Umfeld von IPv6 sowie Diskussionen zum Datenschutz. Diese Herausforderungen müssen von der IPv6 Community und den politischen Akteuren gelöst werden, um IPv6 restlos zum Durchbruch zu verhelfen.

Wie wird sich der IPv6 Traffic bis 2016 entwickeln? Die ersten Zahlen von Swisscom sehen im Moment 12% IPv6 Traffic bei den Heimanwendern, die bereits über Dual-Stack an das Internet angeschlossen worden sind. Dies bedeutet, dass der momentane Anteil von IPv6 Traffic von 1.2% zur Zeit maximal verzehnfacht werden könnte, wenn alle Schweizer Heimanwender dual-stack Anschlüsse hätten. Damit der IPv6 Trafficanteil jedoch über 12% wachsen kann, braucht es mehr Webserver, die über dual-stack angesprochen werden können. Den grossen Providern hilft der Umstieg, um ihren Auftrag eines schnellen und effizienten Internets zu garantieren. Deswegen gehen wir davon aus, dass in zwei bis drei Jahren fast alle Endkunden mit Dual-Stack angebunden sein werden.

Auf der anderen Seite bedeuten diese 12%, dass nur wenige Webserver über IPv6 erreichbar sind und darum auch dual-stack Heimanwender die meisten Webseiten nur über IPv4 erreichen können. Sobald vermehrt grosse Anbieter ihre Webseiten über IPv6 verfügbar machen, wird der IPv6 Traffic Anteil schnell zunehmen. Für das Swiss IPv6 Council gilt es dementsprechend, die Traffic-stärksten Schweizer Webseiten zu identifizieren und aktiv im Umstieg zu begleiten. Vyncke.org gibt Auskunft über die IPv6 Fähigkeit der wichtigsten Webseiten der Schweizer Internet User. Auf den vordersten Plätzen ohne IPv6 Anbindung stehen:

Eine erholsame Ausnahme ist www.search.ch, eine Site die seit Juni 2011 dual-stack ist. Für das Jahr 2013 nimmt sich das Swiss IPv6 Council vor, mit den grossen Providern den Dialog zu suchen. Die Erneuerung der Platinum-Zusammenarbeit mit Swisscom freut uns sehr. Eine Panel-Diskussion an einem Member-Event mit den grossen Providern ist in Planung. Gleichzeitig werden wir die oben genannten Webseiten-Betreiber um ein Statement zur Einführung von IPv6 auf ihren Webservern angehen und die Roadmaps veröffentlichen. Wir werden sehen, wer seine Vorgaben einhalten kann. Ein spannendes Jahr steht uns bevor.

 

 

  • English
  • Deutsch
  • Français